Blog über Infektionskrankheiten

Mi

26

Aug

2015

Zwei Fälle von Dengue in Frankreich

Vor wenigen Tagen wurden zwei Denguefieberfälle in Südfrankreich gemeldet. Beide Patienten wohnen in einem gemeinsamen Haushalt und keiner der Betroffenen war in letzter Zeit in einem Denguefiebergebiet. Daher handelt es sich definitiv um eine Dengueübertragung innerhalb Frankreichs. Beide Patienten sind bereits wieder gesund.

Es kommt regelmäßig vor, dass es in Europa (Frankreich, Spanien, Kroatien) zu vereinzelten Übertragungen von Denguefieber kommt. Das Virus ist dabei auf eine spezielle Mückenart (Aedes ssp.) angewiesen, welche in einigen Gebieten Europas heimisch geworden ist.

Es ist auch anzunehmen, dass die gemeldeten Fälle nur die Spitze des Eisberges darstellen. Ein Großteil der autochtonen (= in Europa erworbenen) Fälle von Denguefieber werden nicht erkannt. Oft besteht nur für wenige Tage ein "grippaler Infekt", sodass keine weiteren diagnostischen Schritte eingeleitet werden.

Inzwischen gibt es seitens der EU große Anstrengungen europaweit die diversen Mosquitoarten zu identifizieren und in einer Datenbank den aktuellen Stand der Verbreitung zu publizieren. 

Es gibt mehrere Tropenkrankheiten, die durch sogenannte invasive Mücken (= Mückenarten, die an und für sich in Europa nicht heimisch sind) übertragen werden können:

  • Malaria
  • Denguefieber
  • Chikungunyafieber
  • Gelbfieber

 

 

(c) ECDC/Vectornet
(c) ECDC/Vectornet
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Di

21

Apr

2020

Tests für Coronaviren bzv. Covid-19

Welche unterschiedlichen Tests gibt es für Coronaviren?

STAND 21.4.2020

 

Sehr viel wurde in den letzten Wochen über unterschiedliche Tests geschrieben, hier ein Überblick über die aktuellen Systeme. Ich werde einige Punkte vereinfacht darstellen, damit auch interessierte Laien mitlesen können.

A. PCR-Systeme

Hierbei handelt es sich um einen direkten Erregernachweis aus einem Nasen-Rachenabstrich. Diese Methode ist sehr genau und zuverlässig und eignet sich gut zur Diagnostik der Erkrankten. Es gibt grob zwei Arten von PCR Systemen, beide mit Vor- und Nachteilen behaftet:

1. Konventionelle PCR

+ es können sehr viele Proben gleichzeitig durchgeführt werden
+ hohe Sensitivität und Spezifität
+ die Nettokosten (Reagenzien) pro Test sind niedrig
- es ist ein Großlabor mit entsprechendem Fachpersonal notwendig
- die Durchlaufzeit beträgt mehrere Stunden, wenn man die Anlieferung, Administration, Vorbereitung und nach dem Test die Befundung einberechnet, kommt man auf über 24h „Testdauer“ im Einzelfall.

2. point of care PCR („SchnellPCR“)

+ relativ kleine und kompakte Geräte
+ je nach System 45-90 Minuten Dauer
+ der Test wird dort durchgeführt, wo der Patient ist, daher zB. auf Notfallambulanzen
+ einfach zu bedienen, daher kein Fachpersonal notwendig
+ manche Systeme bieten Panels an, mit denen man in einer Probe viele andere Erreger parallel testen kann (Influenza, RSV, Adenoviren, Pertussis,…)
- es können nur wenige Tests (je nach System 1-4) gleichzeitig durchgeführt werden
- die Sensitivität ist hoch, aber nicht ganz so hoch wie bei der konventionellen PCR
- sehr teuer

B. ANTIKÖRPERTEST (SEROLOGIE)

Dies ist eine indirekte Nachweismethode. Daher es wird nicht der Erreger direkt nachgewiesen, sondern die Antikörper im Blut des Patienten. Hierbei ist zu beachten, dass die Antikörper erst nach mindestens 7-10 Tagen vom Immunsystem gebildet werden, daher sind diese Tests bei einem neu Erkrankten immer negativ. Diese Tests eignen sich daher nur für die Diagnose in späteren Krankheitsstadien und um zu überprüfen, ob jemand diese Krankheit in der Vergangenheit schon durchgemacht hat.
Diese Antikörpertests kommen dieser Tage von vielen Herstellern auf den Markt.
Wenn möglich, sollten hier auch klassische Serologien (Elisa) in Großlabors bevorzugt werden, da diese „genauer“ sind.
Die „Karterltests“ bzw „Schwangerschaftstests“ auf Antikörper sind zwar günstig und schnell, aber bis jetzt nicht ausreichend wissenschaftlich abgesichert und möglicherweise "ungenau".

Neben der Tatsache, dass es drei verschiedene Antikörperklassen bei Coronaviren gibt (IgA, IgM und IgG) kommt noch dazu, dass je nach Hersteller unterschiedliche Testkits bereitgestellt werden.

Momentan ist noch nicht abzusehen wie die unterschiedlichen Antikörpertests gegeneinander abschneiden. Daher ist weiterhin große Vorsicht bei der Interpretation notwendig.

 

Sie wollen sich testen lassen?

Wir bieten in der Tropenordination Wien unterschiedliche Tests an.

 

Da es, wie oben dargestellt, viele verschiedene Tests gibt können wir nur nach einer Beratung feststellen welche Tests in ihrem Fall sinnvoll sind.

 

Wir führen diese Tests in unserer Ordination durch und sie erhalten selbstverständlich eine Befundinterpretation.

 

Laut den aktuellen Bestimmungen ist eine Testung bei akut Erkrankten nicht möglich. Bitte wenden sie sich in diesem Fall an die Telefonnummer 1450.

 

 

 

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Do

26

Dez

2019

Erster Impfstoff gegen Ebola zugelassen

Die Amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat am 19.12.2019 erstmals einen Impfstoff gegen Ebola zugelassen. Die Europäische EMA hat ebenfalls schon eine baldige Zulassung signalisiert.

Es handelt sich um den ersten Impfstoff gegen diese tödliche Erkrankung, welche es bis zur erfolgreichen Zulassung geschafft hat.

ERVEBO, so der Name des Impfstoffs, wurde von MSD seit 2014 erfolgreich, sowohl an Einheimischen der betroffenen Länder, als auch an Helfern, die in Afrika in den Hochrisikogebieten arbeiten, getestet. Es zeigte sich eine 100%ige Schutzrate und dies bei nur moderaten Impfreaktionen. Eine neue Impfstofftechnologie wurde bei der Herstellung angewandt, es wurden einem harmlosen Virus (VSV, vesicular stomatitis virus) Gene des Ebolavirus "implantiert", sodass das menschliche Immunsystem Antikörper gegen das Ebolavirus bilden kann ohne jemals mit ihm in Kontakt gekommen zu sein.

Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff, es reicht eine einmalige Gabe.

Auch wenn dies ein großer Erfolg der modernen Medizin ist, sollte nicht vergessen werden, dass in den betroffenen Ländern weiterhin deutlich mehr Menschen an Masern oder Malaria sterben als an Ebola.

Fr

23

Jun

2017

Interview im Medical Tribune über Borreliose

Interview über Borreliose

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So

16

Apr

2017

Die 10 Gebote der Borreliose - für Ärzte

Immer wieder werden mir Patienten mit Borreliose bzw. Borrelioseverdacht zugewiesen, außerdem werde ich auch oft persönlich von Kollegen bezüglich dieser Erkrankung um Rat gefragt. Daher sind mir einige typische Unsicherheiten in der Diagnose und Therapie der Borreliose aufgefallen. Ich habe daher die wichtigsten Punkte in 10 Kernaussagen zusammengefasst.

 

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Fr

24

Jun

2016

Zecken untersuchen lassen jetzt möglich

Vollgesogene Zecke, (c) Felix Abraham via CC von Wikipedia
Vollgesogene Zecke, (c) Felix Abraham via CC von Wikipedia

Wie entferne ich die Zecke am besten?

Entfernen sie die Zecke vorsichtig mit einer Pinzette, möglichst hautnah greifen und mit einem einfache Zug herausziehen. Nicht drehen und kein Öl auftragen. Die Zecke in einem sauberen Behältnis aufbewahren, zB in einer Filmdose (falls sowas noch vorhanden ist).

 

Es sind Teile der Zecke in der Haut geblieben?

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So

31

Jan

2016

Test auf Zikavirus

Seit Kurzem ist bei uns ein Test auf Zikaviren möglich. Unser Labor kann sowohl einen direkten Erregernachweis im Blut, als auch eine Serologie durchführen. Wichtig ist bei fieberhaften Erkrankungen nach einem Süd- oder Mittelamerikaaufenthalt, auch andere Krankheiten wie Malaria, Denguefieber oder Chikungunyafieber zu berücksichtigen.

Leider ist das Testergebnis der Zikavirusserologie in manchen Fällen schwer zu interpretieren, da es zu falsch positiven Ergebnissen durch andere Infektionskrankheiten und auch durch durchgeführte Impfungen kommen kann.

Im Harn kann man bis zu zwei Wochen nach Krankheitsbeginn durch PCR Tests das Zikavirus nachgewiesen werden.

 

 

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Mi

26

Aug

2015

Zwei Fälle von Dengue in Frankreich

Vor wenigen Tagen wurden zwei Denguefieberfälle in Südfrankreich gemeldet. Beide Patienten wohnen in einem gemeinsamen Haushalt und keiner der Betroffenen war in letzter Zeit in einem Denguefiebergebiet. Daher handelt es sich definitiv um eine Dengueübertragung innerhalb Frankreichs. Beide Patienten sind bereits wieder gesund.

Es kommt regelmäßig vor, dass es in Europa (Frankreich, Spanien, Kroatien) zu vereinzelten Übertragungen von Denguefieber kommt. Das Virus ist dabei auf eine spezielle Mückenart (Aedes ssp.) angewiesen, welche in einigen Gebieten Europas heimisch geworden ist.

Es ist auch anzunehmen, dass die gemeldeten Fälle nur die Spitze des Eisberges darstellen. Ein Großteil der autochtonen (= in Europa erworbenen) Fälle von Denguefieber werden nicht erkannt. Oft besteht nur für wenige Tage ein "grippaler Infekt", sodass keine weiteren diagnostischen Schritte eingeleitet werden.

Inzwischen gibt es seitens der EU große Anstrengungen europaweit die diversen Mosquitoarten zu identifizieren und in einer Datenbank den aktuellen Stand der Verbreitung zu publizieren. 

Es gibt mehrere Tropenkrankheiten, die durch sogenannte invasive Mücken (= Mückenarten, die an und für sich in Europa nicht heimisch sind) übertragen werden können:

  • Malaria
  • Denguefieber
  • Chikungunyafieber
  • Gelbfieber

 

 

(c) ECDC/Vectornet
(c) ECDC/Vectornet

Hier ist die aktuelle Verbreitungskarte von Aedes albopictus, bei uns auch als Asiatische Tigermücke bekannt. Auffallend ist die Etablierung der Art an der kompletten europäischen Mittelmeerküste inkl. ganz Italien. In diesen Gebieten muss auch mit größeren Ausbrüchen von Denguefieber und Chikungunyafieber gerechnet werden.

In Österreich sind in den letzten Jahren nur vereinzelt Funde von Aedes ssp. gemeldet worden, daher ist es momentan unwahrscheinlich, dass es in Österreich zu einer Denguefieberansteckung kommen kann. Inwieweit sich dies im Rahmen der Klimaerwärmung ändern wird, ist unklar.

So

19

Apr

2015

Mein Malariaposter am Österreichischen Infektionskongress in Saalfelden 2015

Wie viele Jahre nach einem Tropenaufenthalt muss man noch mit einer Malaria tropica rechnen? Ein Fallbeispiel.   

Abstract - Fallbericht


Ein 24­-jähriger Patient nigerianischer Herkunft wird wegen eines fieberhaften Infektes in unserer Notfallambulanz vorstellig. Er gibt an, seit drei Tagen Fieber und Krankheitsgefühl zu haben. Neben 39,1°C Körpertemperatur ist im Labor auch eine deutliche Thrombopenie (41 G/l) auffällig. Wegen der in den Medien aktuellen Ebolaepidemie wird umgehend ein Tropenmediziner beigezogen. Obwohl der Patient angibt, zuletzt vor über drei Jahren in Afrika gewesen zu sein, wird eine Malariadiagnostik durchgeführt, welche positiv auf Pl. falciparum ist. Der weitere klinische Verlauf ist unauffällig, die Therapie der unkomplizierten Malaria tropica erfolgt mit Malarone®.


Wegen der ungewöhnlich langen ,,Inkubationszeit“ wurde von uns eine Literaturrecherche durchgeführt. Eine so späte Manifestation einer Malaria tropica ist bis jetzt nur in wenigen Einzelfällen publiziert worden. Es zeigte sich auch, dass in diversen Guidelines bezüglich der Diagnostik der Malaria auf die Möglichkeit einer Rekrudeszenz nach vielen Jahren nur unzureichend hingewiesen wird.

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Mi

09

Jul

2014

Chronische Borreliose - Arzneitelegramm 7/14

Im aktuellen Heft des Arzneitelegramm ist ein ausführlicher und ausgezeichneter Artikel zum Thema Borreliose zu lesen.  Neben der aktuellen Datenlage bezüglich Diagnose, Klinik und Therapie nimmt diese pharmaunabhängige Zeitschrift ausführlich zum Thema "chronische Borreliose" Stellung:

 

Der Begriff "chronische Borreliose" wird unterschiedlich gebraucht, in Europa teilweise für Spätmanifestationen der Erkrankung.... Besetzt wird der Begriff aber vor allem von einer Bewegung außerhalb der Schulmedizin, und er bezeichnet hier eine Erkrankung die es nach wissenschaftlichen Maßstäben gar nicht gibt. Die Lyme-Borreliose sei danach eine häufig unheilbare Erkrankung, die hauptsächlich unspezifische Symptome wie chronische Schmerzen oder Müdigkeit hervorruft, trotz chronischen Verlaufs seronegativ sein kann und die einer monate- oder jahrelanger Antibiotikatherapie bedarf. Patienten mit unspezifischen, somatisch nicht hinreichend erklärten Beschwerden, aber auch mit chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose wird so trotz fehlender entsprechender klinischer oder serologischer Befunde eine chronische Borrelieninfektion attestiert. Ärztliche Lyme-Aktivisten nutzen für die Pseudodiagnose unter anderem nichtvalidierte Tests wie etwas den LTT (Lymphozytentransformationstest), ein zwar grundsätzlich etabliertes Verfahren, das aber wegen der geringen Spezifität nicht zur Diagnose der Lyme-Borreliose geeignet ist.

Verfechter der "chronischen Borreliose" haben Gesellschaften wie die "Deutsche Borreliose-Gesellschaft", Stiftungen und Selbsthilfegruppen gegründet. Sie halten Kongresse ab, haben ihre eigenen Leitlinien entwickelt und fördern ihre eigene Forschung. Sie verbreiten Desinformation vor allem im Internet. Mit breiter politischer Lobbyarbeit kämpfen sie für die öffentliche Anerkennung der "verschwiegenen Epidemie" und vermeintlichen Verbesserung der Therapie für die vielen Betroffenen. Überdiagnosen und Übertherapien sind bei Lyme-Borreliose auch wegen des von Lyme-Aktivisten verbreiteten verzerrten Bildes einer chronischen Erkrankung ein Problem. Die Mehrzahl zumindest der Patienten, die mit der Verdachtsdiagnose in spezialisierten Zentren überwiesenen werden, hat gar keine Borreliose."

 

Es ist für mich als Schulmediziner erschreckend, wie selbst auf Universitäten ausgebildete Akademiker wie Hausärzte und andere Fachärzte es gelegentlich nicht schaffen Schulmedizin von "Schamanismus" zu unterscheiden. Ein nicht geringer Teil meiner täglichen Arbeit besteht daraus, den vermeintlichen Borreliosepatienten die Wissenslücken ihrer behandlenden Ärzte zu erklären.

Auch volkswirtschaftlich gesehen ist es ein Wahnsinn wie viel Geld die Krankenkassen wegen den Überdiagnosen und Übertherapien jedes Jahr bezahlen müssen. Nicht nur die Borrelienserologie auch diverse andere Serologien (Chlamydien, Candida,...) sollten nur von Spezialisten angefordert werden dürfen.

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Fr

21

Feb

2014

Denguefieber: Neuer Serotyp (DENV-5) entdeckt

Eine kleine Sensation wurde erst vor Kurzem publik: Neben den seit Jahrzehnten bekannten 4 Dengue Serotypen (DENV-1, DENV-2, DENV-3, DENV-4) wurde bei der Analyse einer Dengueepidemie aus 2007 in Malaysia ein 5. Serotyp identifiziert. Dieser konnte weder vorher noch nachher beim Menschen festgestellt werden.

Die genetische Varianz ist groß genug um von einem eigenen Serotyp zu sprechen, der Ursprung dürfte in einer Affenpopulation im Urwald sein.

Zwei Aspekte sind interessant:

 

1. Warum hat sich das Virus nicht im Menschen gehalten und hat sich weiter verbreitet?

Eine mögliche Erklärung ist, dass dieses Virus weniger Fit ist, daher es sich nicht gut genug im Homo sapiens replizieren kann, oder dass die Vektoren (Aedes sp.)  "lieber" einen anderen bereits lokal vorhandenen Serotyp übertragen.

 

2. Was bedeutet dies für die Bemühungen einen Denguefieberimpfstoff herzustellen?

Der neue Serotyp könnte einen herben Rückschlag bedeuten. Denn wenn einer der in klinischer Erprobung stehenden Impfstoffkandidaten erfolgreich die 4 "alten" Serotypen verhindern könnte, dann hätte der neue Typ eventuell ein leichteres Spiel und könnte sich weltweit verbreiten.

 

Autor: Marton Szell

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Sa

04

Jan

2014

Malariaprophylaxe oder nur stand-by?

"Muss ich wirklich jeden Tag Malarone nehmen?"

Diese Frage müssen wir Tropenmediziner bzw. Reisemediziner fast jeden Tag beantworten. Und zugegeben: ob man täglich Malariatabletten schluckt oder nur die Notfalltabletten im Rucksack bei sich führt ist keine einfache Entscheidung. Oder doch?

Zuerst aber möchte ich einige Fakten aufzählen. Diese sollten jedem Reisenden bewusst sein um die richtige Entscheidung bezüglich Malariaprophylaxe treffen zu können:

Malariaprophylaxe? Die zehn Fakten die sie wissen sollten

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So

01

Dez

2013

Homepage für Ärzte

Die Tropenordination - Tropeninstitut Wien Mitte
Homepage Die Tropenordination

Zum ersten Adventsonntag mal etwas ganz anderes. Da ich mich seit Jahren mit dem Webauftritt von diversen Ordinationen (Tropenzentrum, Die Tropenordination, Tropenmedizin Wien) beschäftige und viel Zeit mit diversen Optimierungen verbracht habe konnte ich mir doch einiges an Know How aneignen.

Habe auch einige Freunde/Bekannten/Kollegen bezüglich ihrer Homepage beraten und hab daher schon viele klassische Fehler entdeckt. Da wir im Rahmen unserer Gemeinschaftsordination (zu) viel Geld für unseren Webauftritt ausgegeben haben empfehle ich jedem der für seine Ordination eine Homepage plant sich zuerst gut zu erkundigen.

Natürlich kann sich jeder für das entsprechende Geld von 10.000 Euro und mehr von Profis ein Gesamtpaket erstellen lassen. Diese beinhalten üblicherweise neben einer Homepage auch Logogestaltung, Studiofotos, Drucksorten, Stempel, Corporate Identity, Marketing, Werbematerialien usw.

Das spart viel Zeit aber es kann trotzdem einiges schief gehen. Aus meiner Sicht ist es essentiell, dass eine gewisse Marketingstrategie von Anfang an festgelegt wird. Viele Ärzte sind damit aber einfach überfordert bzw. haben sich noch keine Gedanken darüber gemacht. Einfach mal loslegen und dann nachdenken, das können wir Ärzte am Besten. 

 

Eigentlich nicht der erste Schritt sondern die erste Frage:

 

"Woher und wie kommen die Patienten in meine Ordination?"

 

Hier sehe ich zwei Möglichkeiten einer Antwort:

 

1.

"Die Patienten kommen aus meinem Krankenhaus oder auf Empfehlung von anderen Kollegen. Die Patienten kommen wegen mir zu mir."

 

Falls das die treffende Antwort ist habt ihr Glück gehabt. Denn wenn die Patienten wegen euch in eure Ordination kommen dann reicht es neben Visitenkarten mit eurem Namen eine eher einfach gestaltete Homepage zu erstellen. Es braucht auch nicht viel Content (=Inhalte), und als Internetadresse reicht euer Name wie zb die Domain www.drmayer.at.

Auf der Homepage sollte ein Foto von euch, eure Öffnungszeiten und die Erreichbarkeit stehen. Euer Leistungsangebot sollte natürlich auch ersichtlich sein.

 

2.

"Meine Patienten kennen mich persönlich nicht aber sie sollen mich über das Internet finden"

 

Jetzt wird es kompliziert. In diesem Fall sind Domains mit dem eigenen Namen schlecht weil ja niemand nach dem Namen sucht. Die angebotene Leistung zählt und genau die muss auch in der Internetadresse erkennbar sein. Z.B. www.akupunktur-gänserndorf.at oder www.osteopathie-salzburg.at wären ideale Namen. Hier sind wir bereits beim nächsten und entscheidenden Schritt: SEO (search engine optimization)

SEO beschreibt die notwendigen Anpassungen der eigenen Homepage um von Suchmaschinen (in diesem Falle Google) hoch bewertet zu werden.

Um diese drei Buchstaben kommt niemand herum wenn man seine Kunden über das Internet erreichen will.

 

Hier eine Kurzzusammenfassung der einzelnen Punkte die man bei SEO beachten muss:

- Der Name der Domain sollte das wichtigste Keyword  (zb "Akupunktur") nach dem im Internet gesucht wird enthalten.

- Die Homepage sollte sauber und nach dem aktuellen Stand der Webstandards programmiert werden.

- Viel Content: Das bedeutet viel Text über sein medizinisches Angebot. Dieser sollte auf jeden Fall selber geschrieben sein und möglichst viel "Mehrwert" und Informationen für den Leser bieten. Blogs sind ideal.  

- Flexibel sein. Fix und fertig programmierte statische Webpages sollte man meiden. Am besten sind Lösungen wo jeder einfach selber die Inhalte ändern kann. CMS heisst da das Stichwort.

 

 

 

Einen schönen ersten Advent!

 

 

 

 Autor: Marton Szell

 

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Mo

04

Nov

2013

Haarausfall durch Denguefieber?

Nachdem mich unabhängig von einander zwei Patienten per email gefragt haben ob ihr Haarausfall durch Denguefieber verursacht sein könnte bin ich als Tropenmediziner hellhörig geworden. Eigentlich hab ich noch nie im Zusammenhang mit Denguefieber von diesem Symptom gelesen oder gehört. Also musste eine Recherche in der Fachliteratur folgen:

 

 

Im dicksten aller tropemedizinischen Bücher ("Manson"): nichts

In Wikipedia (ich gebe es zu, oft eine gute Quelle!): nichts

Im umfangreichsten medizinischen Internetportal ("up to date"): nichts

 

Ich war aber noch nicht ganz zufrieden und habe Dr. Google (Keywords: hair loss, dengue) befragt und siehe da: in einigen Foren berichten Patienten über diffusen Haarausfall nach einer Denguefieberinfektion.

 

Habe als letzte Quelle seriöser medizinischer Literatur in pubmed gesucht und da wurde ich endlich fündig: in einer brasilianischen prospektiven Studie hatten 15% der Erkrankten einen klinisch verifizierbaren Haarausfall. Interessanterweise die meisten erst im zweiten Monat nach der Erkrankung. Wahrscheinlich ist das der Grund warum in den meisten Studien der Haarausfall schlicht übersehen wurde.

Recht wenig findet man über die wohl brennendeste Frage der Betroffenen: werden die Haare wieder nachwachsen? Es scheint hier wohl auch Fälle zu geben wo der Haarverlust bleibend ist, in den meisten Fällen aber kommt es nach einigen Monaten zu einer Rückkehr der Haarpracht.

 

PS: Da ich momentan Daten zu dem Thema sammle, bitte ich Betroffene möglichst genau den zeitlichen Ablauf des Haarausfalles hier anzugeben: z.B: "Am 5.6.15 erkrankte ich an Denguefieber und genau 6 Wochen danach fiel mir der Haarausfall auf. 6 Monate nach der Erkrankung hatte ich wieder normales Haar"

 

DANKE!

 

 

 Autor: Marton Szell

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Sa

19

Okt

2013

Interessante Rede über publication bias

Eine hervorragende Rede über die Tatsache, dass nicht alle Medikamentenstudien veröffentlich werden. Leider ein wirklich großes Problem. Dies macht uns Ärzten das Leben ganz schön schwer weil wir nie genau wissen wie effektiv die von uns verschriebenen Medikamente sind.

 

 Autor: Marton Szell

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Di

15

Okt

2013

Malariadiagnostik

Die Diagnose einer Malaria ist eine wichtige Aufgabe eines jeden Tropenmediziners. Da es sich um eine schwere Erkrankung handelt darf mit der richtigen Diagnose nicht lang zugewartet werden.

 

Immer noch ist das Mikroskop das wichtigste Werkzeug dabei. In den letzten Jahren bieten diverse Schnelltest jedoch auch interessante Möglichkeiten. Zumindest die gefährlichere Malaria tropica kann recht sicher ausgeschlossen werden, daher ein negativer Schnelltest bedeutet mit einer recht hohen Sicherheit, dass der Patient keine Malaria tropica hat. 

 

Vorteil des Schnelltestes ist auch die relativ einfach Durchführung. Im Gegensatz dazu muss beim Mikroskopieren einiges an Erfahrung vorliegen.

 

Am sensitivsten ist die PCR, dies setzt jedoch ein molekularbiologisches Labor voraus und gehört daher nicht zu den Routinetest bei der Malaria.

 

 

 Autor: Marton Szell

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Di

21

Apr

2020

Tests für Coronaviren bzv. Covid-19

Welche unterschiedlichen Tests gibt es für Coronaviren?

STAND 21.4.2020

 

Sehr viel wurde in den letzten Wochen über unterschiedliche Tests geschrieben, hier ein Überblick über die aktuellen Systeme. Ich werde einige Punkte vereinfacht darstellen, damit auch interessierte Laien mitlesen können.

A. PCR-Systeme

Hierbei handelt es sich um einen direkten Erregernachweis aus einem Nasen-Rachenabstrich. Diese Methode ist sehr genau und zuverlässig und eignet sich gut zur Diagnostik der Erkrankten. Es gibt grob zwei Arten von PCR Systemen, beide mit Vor- und Nachteilen behaftet:

1. Konventionelle PCR

+ es können sehr viele Proben gleichzeitig durchgeführt werden
+ hohe Sensitivität und Spezifität
+ die Nettokosten (Reagenzien) pro Test sind niedrig
- es ist ein Großlabor mit entsprechendem Fachpersonal notwendig
- die Durchlaufzeit beträgt mehrere Stunden, wenn man die Anlieferung, Administration, Vorbereitung und nach dem Test die Befundung einberechnet, kommt man auf über 24h „Testdauer“ im Einzelfall.

2. point of care PCR („SchnellPCR“)

+ relativ kleine und kompakte Geräte
+ je nach System 45-90 Minuten Dauer
+ der Test wird dort durchgeführt, wo der Patient ist, daher zB. auf Notfallambulanzen
+ einfach zu bedienen, daher kein Fachpersonal notwendig
+ manche Systeme bieten Panels an, mit denen man in einer Probe viele andere Erreger parallel testen kann (Influenza, RSV, Adenoviren, Pertussis,…)
- es können nur wenige Tests (je nach System 1-4) gleichzeitig durchgeführt werden
- die Sensitivität ist hoch, aber nicht ganz so hoch wie bei der konventionellen PCR
- sehr teuer

B. ANTIKÖRPERTEST (SEROLOGIE)

Dies ist eine indirekte Nachweismethode. Daher es wird nicht der Erreger direkt nachgewiesen, sondern die Antikörper im Blut des Patienten. Hierbei ist zu beachten, dass die Antikörper erst nach mindestens 7-10 Tagen vom Immunsystem gebildet werden, daher sind diese Tests bei einem neu Erkrankten immer negativ. Diese Tests eignen sich daher nur für die Diagnose in späteren Krankheitsstadien und um zu überprüfen, ob jemand diese Krankheit in der Vergangenheit schon durchgemacht hat.
Diese Antikörpertests kommen dieser Tage von vielen Herstellern auf den Markt.
Wenn möglich, sollten hier auch klassische Serologien (Elisa) in Großlabors bevorzugt werden, da diese „genauer“ sind.
Die „Karterltests“ bzw „Schwangerschaftstests“ auf Antikörper sind zwar günstig und schnell, aber bis jetzt nicht ausreichend wissenschaftlich abgesichert und möglicherweise "ungenau".

Neben der Tatsache, dass es drei verschiedene Antikörperklassen bei Coronaviren gibt (IgA, IgM und IgG) kommt noch dazu, dass je nach Hersteller unterschiedliche Testkits bereitgestellt werden.

Momentan ist noch nicht abzusehen wie die unterschiedlichen Antikörpertests gegeneinander abschneiden. Daher ist weiterhin große Vorsicht bei der Interpretation notwendig.

 

Sie wollen sich testen lassen?

Wir bieten in der Tropenordination Wien unterschiedliche Tests an.

 

Da es, wie oben dargestellt, viele verschiedene Tests gibt können wir nur nach einer Beratung feststellen welche Tests in ihrem Fall sinnvoll sind.

 

Wir führen diese Tests in unserer Ordination durch und sie erhalten selbstverständlich eine Befundinterpretation.

 

Laut den aktuellen Bestimmungen ist eine Testung bei akut Erkrankten nicht möglich. Bitte wenden sie sich in diesem Fall an die Telefonnummer 1450.

 

 

 

Terminvereinbarung

 

Do

26

Dez

2019

Erster Impfstoff gegen Ebola zugelassen

Die Amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat am 19.12.2019 erstmals einen Impfstoff gegen Ebola zugelassen. Die Europäische EMA hat ebenfalls schon eine baldige Zulassung signalisiert.

Es handelt sich um den ersten Impfstoff gegen diese tödliche Erkrankung, welche es bis zur erfolgreichen Zulassung geschafft hat.

ERVEBO, so der Name des Impfstoffs, wurde von MSD seit 2014 erfolgreich, sowohl an Einheimischen der betroffenen Länder, als auch an Helfern, die in Afrika in den Hochrisikogebieten arbeiten, getestet. Es zeigte sich eine 100%ige Schutzrate und dies bei nur moderaten Impfreaktionen. Eine neue Impfstofftechnologie wurde bei der Herstellung angewandt, es wurden einem harmlosen Virus (VSV, vesicular stomatitis virus) Gene des Ebolavirus "implantiert", sodass das menschliche Immunsystem Antikörper gegen das Ebolavirus bilden kann ohne jemals mit ihm in Kontakt gekommen zu sein.

Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff, es reicht eine einmalige Gabe.

Auch wenn dies ein großer Erfolg der modernen Medizin ist, sollte nicht vergessen werden, dass in den betroffenen Ländern weiterhin deutlich mehr Menschen an Masern oder Malaria sterben als an Ebola.

Fr

23

Jun

2017

Interview im Medical Tribune über Borreliose

Interview über Borreliose

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So

16

Apr

2017

Die 10 Gebote der Borreliose - für Ärzte

Immer wieder werden mir Patienten mit Borreliose bzw. Borrelioseverdacht zugewiesen, außerdem werde ich auch oft persönlich von Kollegen bezüglich dieser Erkrankung um Rat gefragt. Daher sind mir einige typische Unsicherheiten in der Diagnose und Therapie der Borreliose aufgefallen. Ich habe daher die wichtigsten Punkte in 10 Kernaussagen zusammengefasst.

 

1. Eine Untersuchung der Zecke ist nicht indiziert

  • Die PCR Untersuchung einer Zecke auf verschiedenste Erreger wie FSME, Borrelien, Rickettsien etc. ist technisch möglich und wird im deutschsprachigen Raum auch von einigen Laboratorien angeboten.
  • Die Kosten werden nicht durch die Kassen gedeckt.
  • Die Aussagekraft eines positiven Nachweises ist äußerst begrenzt, so sagt der positive Tests in der Zecke nichts darüber aus, ob eine Übertragung überhaupt stattfand und ob die Erkrankung zu Symptomen beim Patienten führen wird. 
  • Bis zu 1/3 aller Zecken sind Borrelien-PCR positiv, aber nur in den wenigsten Fällen kommt es auch zum Ausbruch einer Borreliose beim Menschen.

2. Eine prophylaktische Gabe von Antibiotika ist unnötig

  • In den 90ern gab es Überlegungen, dem Patienten nach einem Zeckenstich einfach eine prophylaktische Gabe eines Antibiotikums zu geben. Diese Maßnahme wurde 2001 durch eine große Studie (Wormser et al. NEJM) widerlegt. Zwar ist die Gabe von Doxycyclin präventiv wirksam, jedoch müssten sehr viele Patienten behandelt werden, um einen Fall einer Borreliose zu verhindern. Es überwiegen die Nebenwirkungen des Antibiotikums.
  • Empfohlen ist: "watchful waiting". Es gilt, den Patienten nach einem Zeckenstich über das Erythema migrans aufzuklären und erst nach dem Auftreten von typischen Symptomen zu behandeln.

3. Eine Rötung der Haut unmittelbar nach dem Zeckenstich ist kein Erythema migrans

  • Die Borrelien brauchen Zeit um sich zu vermehren. Üblicherweise entsteht erst 1-3 Wochen nach dem Zeckenstich die typische Rötung.
  • Hautveränderungen, die bereits beim Zeckenstich und unmittelbar nachher zu sehen sind, entstehen durch den Fremdkörperreiz der Stichwerkzeuge und durch die fremden Proteine, die die Zecke hinterlässt.
  • Wenn die Diagnose unsicher ist, spricht nichts dagegen, den Rand der Rötung mit einem Kugelschreiben zu markieren und den Patienten 24-48 später nochmals zu bestellen.
  • In dubio wird man ein Antibiotikum geben.

4. Erythema migrans ist eine reine klinische Diagnose, es soll keine Serologie durchgeführt werden

  • Für die Diagnostik eines Erythema migrans ist die Serologie schlicht nicht geeignet.
  • Eine Serokonversion braucht 2-6 Wochen, daher kann die Serologie in der Frühphase falsch negativ sein.
  • Durch die hohe Seroprävalenz der Borreliose in Österreich und Deutschland, gibt es auch viele falsch positive Resultate. Wenn man alle Patienten die ein Erysipel haben, auf Borrelien testen würden, hätte man in der Altersgruppe wohl mindestens 20-30% falsch positive "Borreliendiagnosen".
  • Daher einfach nicht testen, sondern behandeln.

5. Behandelt wird bei einer Borreliose immer die Klinik, niemals die positive Serologie alleine

  • Leider ist die Serologie ein sehr unzuverlässiges Instrument um eine Borreliose zu diagnostizieren.
  • In Österreich haben, je nach Alter, Wohnort und Freizeitaktivitäten, 5% bis 90% der Bevölkerung Antikörper gegen Borrelien im Blut nachweisbar.
  • Daher ist nur ein negativer Borrelientest für die Diagnostik zum Ausschluss der Erkrankung aussagekräftig.
  • Ein positiver Test alleine sagt nur aus, dass das Immunsystem schon zu einer früheren Zeit Kontakt mit Borrelien hatte.
  • Keinesfalls sollte ohne einer borrelientypischen Symptomatik eine ungezielte Serodiagnostik durchgeführt werden.
  • Ein positiver Test ohne Symptome wird ignoriert: keine Therapie und keine Verlaufskontrollen.

6. Es soll keine serologische Kontrolle nach einer Therapie durchgeführt werden

  • Die Borrelienserologie bleibt auch nach einer erfolgreichen Therapie positiv.
  • Die Antikörper sind jedoch leider nicht bzw. nur partiell protektiv wirksam.
  • Es kommt erst nach Jahren bis Jahrzehnten zu einem signifikanten Rückgang der Titer.

7. Ein positiver IgM Titer sagt nichts über den Zeitpunkt einer Borrelieninfektion aus

  • Ein interessanter Aspekt der Serologie ist, dass es sogenannte "Borrelien IgM Persister" gibt. Bei manchen Menschen kommt es zu einer jahrelangen Persistenz der IgM Antikörper.
  • Auf keinen Fall bedeutet ein positiver IgM Nachweis, dass es sich um eine rezente oder gar aktive Borreliose handelt.
  • Die genauen immunologischen Grundlagen dieses Phänomens sind noch Gegenstand der Forschung.
  • In meiner Praxis würde ich schätzen, dass mindestens 20% der Patienten mit langjährigen "Borrelienserienuntersuchungen" eine IgM Persistenz, großteils mit einem gleichzeitigen Verlust der IgGs zeigen.

8. Jegliche Therapie einer Borreliose über mehr als 4 Wochen ist sinnlos

  • Im Internet kursieren viele "Rezepte" bezüglich monatelanger antibiotischer Therapien einer Borreliose.
  • Im Jahr 2016 wurde eine große Studie publiziert (Kullberg et al., NEJM): jegliche Therapie über 4 Wochen ist unabhängig von der Symptomatik nicht besser als Placebo.
  • Auch Kombinationstherapien sind nicht besser als Therapien mit nur einem Antibiotikum.
  • Die intravenöse Therapie ist nur in seltenen Fällen sinnvoll, bei den meisten Patienten reicht eine orale Therapie.

9. Wenn eine Borreliosetherapie nicht greift, ist in erster Linie die Diagnose zu hinterfragen und keine weiteren Therapien durchzuführen

  • Klinisch bedeutsame Resistenzen gegenüber den klassischen Antibiotika sind nicht bekannt.
  • Speziell beim Erythema migrans sollte es bereits innerhalb weniger Tage unter einer antibiotischen Therapie zu einem sichtbaren Abblassen kommen.
  • Rezidivierende oder therapieresistente Erythemae sprechen in erster Linie dafür, die Diagnose einer Borreliose zu überdenken und dermatologisch abklären zu lassen.
  • Mehrwöchige Therapien einer Spätborreliose, wie Neuroborreliose oder Lyme-Arthritis ohne Besserung der Symptome, sollten ebenfalls dringlich fachärztlich weiter abgeklärt werden.

10. Achtung vor vielen unseriösen Internetseiten bezüglich Borreliose

  • Borreliose ist eine Modeerkrankung und entsprechend überdiagnostiziert.
  • Die hohe Seroprävalenz in der Bevölkerung führt zur fälschlichen Annahme, dass alle möglichen Symptome einer Borreliose zugeordnet werden können.
  • Die Symptomatik, Diagnostik und Therapie der Borreliose ist seit vielen Jahren gut erforscht und durch entsprechende Fachgesellschaften und Fachzeitschriften publiziert.
  • Leider gibt es einige Vereine, Internetseiten und auch Ärzte, die eine wissenschaftlich nicht gerechtfertigte, obskure Diagnostik (LTT, Lymphozytentypisierung, Dunkelfeldmikroskopie) propagieren und monatelange sinnlose antibiotische Therapien empfehlen.
  • Selbst für Ärzte ist es manchmal nicht leicht, seriöse von "parawissenschaftlichen" Seiten zu unterscheiden.

Ergänzung vom 25.4.2017:

In der letzten Woche habe ich sehr viele Mails und Kommentare zu den "10 Geboten" erhalten. Teilweise Lob, teilweise Kritik, meist aber sehr sachlich formuliert. Ich bitte um Verständnis, dass ich einen Großteil nicht beantworten kann und daher Kommentare auch nicht unbeantwortet freischalten möchte. Mir fehlt schlicht die Zeit dazu.

Sollten sie eine ganz konkrete und kurze fachliche Anfrage haben, bitte mir mailen. Auf komplexe Patientenfälle kann ich leider nur in der Ordination näher eingehen.

Ich bitte um Verständnis.

 

8 Kommentare

Fr

24

Jun

2016

Zecken untersuchen lassen jetzt möglich

Vollgesogene Zecke, (c) Felix Abraham via CC von Wikipedia
Vollgesogene Zecke, (c) Felix Abraham via CC von Wikipedia

Wie entferne ich die Zecke am besten?

Entfernen sie die Zecke vorsichtig mit einer Pinzette, möglichst hautnah greifen und mit einem einfache Zug herausziehen. Nicht drehen und kein Öl auftragen. Die Zecke in einem sauberen Behältnis aufbewahren, zB in einer Filmdose (falls sowas noch vorhanden ist).

 

Es sind Teile der Zecke in der Haut geblieben?

Dies kommt häufig vor und ist meist harmlos. In den meisten Fällen stößt der Körper, die in der Haut verbliebenen Stichwerkzeuge der Zecke ab oder kapselt sie ein. In letzterem Fall kann lebenslang ein kleiner tastbarer Knoten verbleiben, dies hat jedoch keinen Krankheitswert.

 

Die Haut ist nach dem Zeckenbiss gerötet

Eine Rötung der Haut bei einem Zeckenbiß und auch nach dem Entfernen der Zecke ist häufig. Dies entsteht durch den Fremdkörper und durch die mechanische Reizung. Dies kann auch einige Tage nach dem Entfernen der Zecke bestehen bleiben. Auf keinen Fall ist erst nach so kurzer Zeit eine Borreliose (Wanderröte) zu sehen.

 

Keine Zeckenimpfung, was tun?

Fall sie eine aufrechte (alle 5 Jahre aufgefrischte) FSME Impfung haben, ist diesbezüglich nichts weiter zu tun. Dann besteht ein sicherer Schutz gegen FSME.

Sollte die letzte Impfung länger her sein, wenden sie sich bitte an ihren Hausarzt oder an uns. 

 

Wo kann man die Zecke untersuchen lassen?

Momentan läuft eine Studie auf der Medizinischen Universität Wien. Die Zecken dürfen höchstens vor 7 Tagen entfernt worden sein. Es werden mehrere Tests mit der Zecke, aber auch mit dem "Opfer" durchgeführt.  Diese Untersuchungen sind gratis.

 

-->  UPDATE APRIL 2020:

Die Studie der Meduni Wien ist bereits beendet. 

Ein Testen der Zecken ist nicht mehr möglich.

 

 

 

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Di

21

Apr

2020

Tests für Coronaviren bzv. Covid-19

Welche unterschiedlichen Tests gibt es für Coronaviren?

STAND 21.4.2020

 

Sehr viel wurde in den letzten Wochen über unterschiedliche Tests geschrieben, hier ein Überblick über die aktuellen Systeme. Ich werde einige Punkte vereinfacht darstellen, damit auch interessierte Laien mitlesen können.

A. PCR-Systeme

Hierbei handelt es sich um einen direkten Erregernachweis aus einem Nasen-Rachenabstrich. Diese Methode ist sehr genau und zuverlässig und eignet sich gut zur Diagnostik der Erkrankten. Es gibt grob zwei Arten von PCR Systemen, beide mit Vor- und Nachteilen behaftet:

1. Konventionelle PCR

+ es können sehr viele Proben gleichzeitig durchgeführt werden
+ hohe Sensitivität und Spezifität
+ die Nettokosten (Reagenzien) pro Test sind niedrig
- es ist ein Großlabor mit entsprechendem Fachpersonal notwendig
- die Durchlaufzeit beträgt mehrere Stunden, wenn man die Anlieferung, Administration, Vorbereitung und nach dem Test die Befundung einberechnet, kommt man auf über 24h „Testdauer“ im Einzelfall.

2. point of care PCR („SchnellPCR“)

+ relativ kleine und kompakte Geräte
+ je nach System 45-90 Minuten Dauer
+ der Test wird dort durchgeführt, wo der Patient ist, daher zB. auf Notfallambulanzen
+ einfach zu bedienen, daher kein Fachpersonal notwendig
+ manche Systeme bieten Panels an, mit denen man in einer Probe viele andere Erreger parallel testen kann (Influenza, RSV, Adenoviren, Pertussis,…)
- es können nur wenige Tests (je nach System 1-4) gleichzeitig durchgeführt werden
- die Sensitivität ist hoch, aber nicht ganz so hoch wie bei der konventionellen PCR
- sehr teuer

B. ANTIKÖRPERTEST (SEROLOGIE)

Dies ist eine indirekte Nachweismethode. Daher es wird nicht der Erreger direkt nachgewiesen, sondern die Antikörper im Blut des Patienten. Hierbei ist zu beachten, dass die Antikörper erst nach mindestens 7-10 Tagen vom Immunsystem gebildet werden, daher sind diese Tests bei einem neu Erkrankten immer negativ. Diese Tests eignen sich daher nur für die Diagnose in späteren Krankheitsstadien und um zu überprüfen, ob jemand diese Krankheit in der Vergangenheit schon durchgemacht hat.
Diese Antikörpertests kommen dieser Tage von vielen Herstellern auf den Markt.
Wenn möglich, sollten hier auch klassische Serologien (Elisa) in Großlabors bevorzugt werden, da diese „genauer“ sind.
Die „Karterltests“ bzw „Schwangerschaftstests“ auf Antikörper sind zwar günstig und schnell, aber bis jetzt nicht ausreichend wissenschaftlich abgesichert und möglicherweise "ungenau".

Neben der Tatsache, dass es drei verschiedene Antikörperklassen bei Coronaviren gibt (IgA, IgM und IgG) kommt noch dazu, dass je nach Hersteller unterschiedliche Testkits bereitgestellt werden.

Momentan ist noch nicht abzusehen wie die unterschiedlichen Antikörpertests gegeneinander abschneiden. Daher ist weiterhin große Vorsicht bei der Interpretation notwendig.

 

Sie wollen sich testen lassen?

Wir bieten in der Tropenordination Wien unterschiedliche Tests an.

 

Da es, wie oben dargestellt, viele verschiedene Tests gibt können wir nur nach einer Beratung feststellen welche Tests in ihrem Fall sinnvoll sind.

 

Wir führen diese Tests in unserer Ordination durch und sie erhalten selbstverständlich eine Befundinterpretation.

 

Laut den aktuellen Bestimmungen ist eine Testung bei akut Erkrankten nicht möglich. Bitte wenden sie sich in diesem Fall an die Telefonnummer 1450.

 

 

 

Terminvereinbarung

 

Do

26

Dez

2019

Erster Impfstoff gegen Ebola zugelassen

Die Amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat am 19.12.2019 erstmals einen Impfstoff gegen Ebola zugelassen. Die Europäische EMA hat ebenfalls schon eine baldige Zulassung signalisiert.

Es handelt sich um den ersten Impfstoff gegen diese tödliche Erkrankung, welche es bis zur erfolgreichen Zulassung geschafft hat.

ERVEBO, so der Name des Impfstoffs, wurde von MSD seit 2014 erfolgreich, sowohl an Einheimischen der betroffenen Länder, als auch an Helfern, die in Afrika in den Hochrisikogebieten arbeiten, getestet. Es zeigte sich eine 100%ige Schutzrate und dies bei nur moderaten Impfreaktionen. Eine neue Impfstofftechnologie wurde bei der Herstellung angewandt, es wurden einem harmlosen Virus (VSV, vesicular stomatitis virus) Gene des Ebolavirus "implantiert", sodass das menschliche Immunsystem Antikörper gegen das Ebolavirus bilden kann ohne jemals mit ihm in Kontakt gekommen zu sein.

Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff, es reicht eine einmalige Gabe.

Auch wenn dies ein großer Erfolg der modernen Medizin ist, sollte nicht vergessen werden, dass in den betroffenen Ländern weiterhin deutlich mehr Menschen an Masern oder Malaria sterben als an Ebola.

Fr

23

Jun

2017

Interview im Medical Tribune über Borreliose

Interview über Borreliose

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So

16

Apr

2017

Die 10 Gebote der Borreliose - für Ärzte

Immer wieder werden mir Patienten mit Borreliose bzw. Borrelioseverdacht zugewiesen, außerdem werde ich auch oft persönlich von Kollegen bezüglich dieser Erkrankung um Rat gefragt. Daher sind mir einige typische Unsicherheiten in der Diagnose und Therapie der Borreliose aufgefallen. Ich habe daher die wichtigsten Punkte in 10 Kernaussagen zusammengefasst.

 

1. Eine Untersuchung der Zecke ist nicht indiziert

  • Die PCR Untersuchung einer Zecke auf verschiedenste Erreger wie FSME, Borrelien, Rickettsien etc. ist technisch möglich und wird im deutschsprachigen Raum auch von einigen Laboratorien angeboten.
  • Die Kosten werden nicht durch die Kassen gedeckt.
  • Die Aussagekraft eines positiven Nachweises ist äußerst begrenzt, so sagt der positive Tests in der Zecke nichts darüber aus, ob eine Übertragung überhaupt stattfand und ob die Erkrankung zu Symptomen beim Patienten führen wird. 
  • Bis zu 1/3 aller Zecken sind Borrelien-PCR positiv, aber nur in den wenigsten Fällen kommt es auch zum Ausbruch einer Borreliose beim Menschen.

2. Eine prophylaktische Gabe von Antibiotika ist unnötig

  • In den 90ern gab es Überlegungen, dem Patienten nach einem Zeckenstich einfach eine prophylaktische Gabe eines Antibiotikums zu geben. Diese Maßnahme wurde 2001 durch eine große Studie (Wormser et al. NEJM) widerlegt. Zwar ist die Gabe von Doxycyclin präventiv wirksam, jedoch müssten sehr viele Patienten behandelt werden, um einen Fall einer Borreliose zu verhindern. Es überwiegen die Nebenwirkungen des Antibiotikums.
  • Empfohlen ist: "watchful waiting". Es gilt, den Patienten nach einem Zeckenstich über das Erythema migrans aufzuklären und erst nach dem Auftreten von typischen Symptomen zu behandeln.

3. Eine Rötung der Haut unmittelbar nach dem Zeckenstich ist kein Erythema migrans

  • Die Borrelien brauchen Zeit um sich zu vermehren. Üblicherweise entsteht erst 1-3 Wochen nach dem Zeckenstich die typische Rötung.
  • Hautveränderungen, die bereits beim Zeckenstich und unmittelbar nachher zu sehen sind, entstehen durch den Fremdkörperreiz der Stichwerkzeuge und durch die fremden Proteine, die die Zecke hinterlässt.
  • Wenn die Diagnose unsicher ist, spricht nichts dagegen, den Rand der Rötung mit einem Kugelschreiben zu markieren und den Patienten 24-48 später nochmals zu bestellen.
  • In dubio wird man ein Antibiotikum geben.

4. Erythema migrans ist eine reine klinische Diagnose, es soll keine Serologie durchgeführt werden

  • Für die Diagnostik eines Erythema migrans ist die Serologie schlicht nicht geeignet.
  • Eine Serokonversion braucht 2-6 Wochen, daher kann die Serologie in der Frühphase falsch negativ sein.
  • Durch die hohe Seroprävalenz der Borreliose in Österreich und Deutschland, gibt es auch viele falsch positive Resultate. Wenn man alle Patienten die ein Erysipel haben, auf Borrelien testen würden, hätte man in der Altersgruppe wohl mindestens 20-30% falsch positive "Borreliendiagnosen".
  • Daher einfach nicht testen, sondern behandeln.

5. Behandelt wird bei einer Borreliose immer die Klinik, niemals die positive Serologie alleine

  • Leider ist die Serologie ein sehr unzuverlässiges Instrument um eine Borreliose zu diagnostizieren.
  • In Österreich haben, je nach Alter, Wohnort und Freizeitaktivitäten, 5% bis 90% der Bevölkerung Antikörper gegen Borrelien im Blut nachweisbar.
  • Daher ist nur ein negativer Borrelientest für die Diagnostik zum Ausschluss der Erkrankung aussagekräftig.
  • Ein positiver Test alleine sagt nur aus, dass das Immunsystem schon zu einer früheren Zeit Kontakt mit Borrelien hatte.
  • Keinesfalls sollte ohne einer borrelientypischen Symptomatik eine ungezielte Serodiagnostik durchgeführt werden.
  • Ein positiver Test ohne Symptome wird ignoriert: keine Therapie und keine Verlaufskontrollen.

6. Es soll keine serologische Kontrolle nach einer Therapie durchgeführt werden

  • Die Borrelienserologie bleibt auch nach einer erfolgreichen Therapie positiv.
  • Die Antikörper sind jedoch leider nicht bzw. nur partiell protektiv wirksam.
  • Es kommt erst nach Jahren bis Jahrzehnten zu einem signifikanten Rückgang der Titer.

7. Ein positiver IgM Titer sagt nichts über den Zeitpunkt einer Borrelieninfektion aus

  • Ein interessanter Aspekt der Serologie ist, dass es sogenannte "Borrelien IgM Persister" gibt. Bei manchen Menschen kommt es zu einer jahrelangen Persistenz der IgM Antikörper.
  • Auf keinen Fall bedeutet ein positiver IgM Nachweis, dass es sich um eine rezente oder gar aktive Borreliose handelt.
  • Die genauen immunologischen Grundlagen dieses Phänomens sind noch Gegenstand der Forschung.
  • In meiner Praxis würde ich schätzen, dass mindestens 20% der Patienten mit langjährigen "Borrelienserienuntersuchungen" eine IgM Persistenz, großteils mit einem gleichzeitigen Verlust der IgGs zeigen.

8. Jegliche Therapie einer Borreliose über mehr als 4 Wochen ist sinnlos

  • Im Internet kursieren viele "Rezepte" bezüglich monatelanger antibiotischer Therapien einer Borreliose.
  • Im Jahr 2016 wurde eine große Studie publiziert (Kullberg et al., NEJM): jegliche Therapie über 4 Wochen ist unabhängig von der Symptomatik nicht besser als Placebo.
  • Auch Kombinationstherapien sind nicht besser als Therapien mit nur einem Antibiotikum.
  • Die intravenöse Therapie ist nur in seltenen Fällen sinnvoll, bei den meisten Patienten reicht eine orale Therapie.

9. Wenn eine Borreliosetherapie nicht greift, ist in erster Linie die Diagnose zu hinterfragen und keine weiteren Therapien durchzuführen

  • Klinisch bedeutsame Resistenzen gegenüber den klassischen Antibiotika sind nicht bekannt.
  • Speziell beim Erythema migrans sollte es bereits innerhalb weniger Tage unter einer antibiotischen Therapie zu einem sichtbaren Abblassen kommen.
  • Rezidivierende oder therapieresistente Erythemae sprechen in erster Linie dafür, die Diagnose einer Borreliose zu überdenken und dermatologisch abklären zu lassen.
  • Mehrwöchige Therapien einer Spätborreliose, wie Neuroborreliose oder Lyme-Arthritis ohne Besserung der Symptome, sollten ebenfalls dringlich fachärztlich weiter abgeklärt werden.

10. Achtung vor vielen unseriösen Internetseiten bezüglich Borreliose

  • Borreliose ist eine Modeerkrankung und entsprechend überdiagnostiziert.
  • Die hohe Seroprävalenz in der Bevölkerung führt zur fälschlichen Annahme, dass alle möglichen Symptome einer Borreliose zugeordnet werden können.
  • Die Symptomatik, Diagnostik und Therapie der Borreliose ist seit vielen Jahren gut erforscht und durch entsprechende Fachgesellschaften und Fachzeitschriften publiziert.
  • Leider gibt es einige Vereine, Internetseiten und auch Ärzte, die eine wissenschaftlich nicht gerechtfertigte, obskure Diagnostik (LTT, Lymphozytentypisierung, Dunkelfeldmikroskopie) propagieren und monatelange sinnlose antibiotische Therapien empfehlen.
  • Selbst für Ärzte ist es manchmal nicht leicht, seriöse von "parawissenschaftlichen" Seiten zu unterscheiden.

Ergänzung vom 25.4.2017:

In der letzten Woche habe ich sehr viele Mails und Kommentare zu den "10 Geboten" erhalten. Teilweise Lob, teilweise Kritik, meist aber sehr sachlich formuliert. Ich bitte um Verständnis, dass ich einen Großteil nicht beantworten kann und daher Kommentare auch nicht unbeantwortet freischalten möchte. Mir fehlt schlicht die Zeit dazu.

Sollten sie eine ganz konkrete und kurze fachliche Anfrage haben, bitte mir mailen. Auf komplexe Patientenfälle kann ich leider nur in der Ordination näher eingehen.

Ich bitte um Verständnis.

 

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Fr

24

Jun

2016

Zecken untersuchen lassen jetzt möglich

Vollgesogene Zecke, (c) Felix Abraham via CC von Wikipedia
Vollgesogene Zecke, (c) Felix Abraham via CC von Wikipedia

Wie entferne ich die Zecke am besten?

Entfernen sie die Zecke vorsichtig mit einer Pinzette, möglichst hautnah greifen und mit einem einfache Zug herausziehen. Nicht drehen und kein Öl auftragen. Die Zecke in einem sauberen Behältnis aufbewahren, zB in einer Filmdose (falls sowas noch vorhanden ist).

 

Es sind Teile der Zecke in der Haut geblieben?

Dies kommt häufig vor und ist meist harmlos. In den meisten Fällen stößt der Körper, die in der Haut verbliebenen Stichwerkzeuge der Zecke ab oder kapselt sie ein. In letzterem Fall kann lebenslang ein kleiner tastbarer Knoten verbleiben, dies hat jedoch keinen Krankheitswert.

 

Die Haut ist nach dem Zeckenbiss gerötet

Eine Rötung der Haut bei einem Zeckenbiß und auch nach dem Entfernen der Zecke ist häufig. Dies entsteht durch den Fremdkörper und durch die mechanische Reizung. Dies kann auch einige Tage nach dem Entfernen der Zecke bestehen bleiben. Auf keinen Fall ist erst nach so kurzer Zeit eine Borreliose (Wanderröte) zu sehen.

 

Keine Zeckenimpfung, was tun?

Fall sie eine aufrechte (alle 5 Jahre aufgefrischte) FSME Impfung haben, ist diesbezüglich nichts weiter zu tun. Dann besteht ein sicherer Schutz gegen FSME.

Sollte die letzte Impfung länger her sein, wenden sie sich bitte an ihren Hausarzt oder an uns. 

 

Wo kann man die Zecke untersuchen lassen?

Momentan läuft eine Studie auf der Medizinischen Universität Wien. Die Zecken dürfen höchstens vor 7 Tagen entfernt worden sein. Es werden mehrere Tests mit der Zecke, aber auch mit dem "Opfer" durchgeführt.  Diese Untersuchungen sind gratis.

 

-->  UPDATE APRIL 2020:

Die Studie der Meduni Wien ist bereits beendet. 

Ein Testen der Zecken ist nicht mehr möglich.

 

 

 

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