Abstract - Fallbericht
Ein 24-jähriger Patient nigerianischer Herkunft wird wegen eines fieberhaften Infektes in unserer Notfallambulanz vorstellig. Er gibt an, seit drei Tagen Fieber und Krankheitsgefühl zu haben. Neben 39,1°C Körpertemperatur ist im Labor auch eine deutliche Thrombopenie (41 G/l) auffällig. Wegen der in den Medien aktuellen Ebolaepidemie wird umgehend ein Tropenmediziner beigezogen. Obwohl der Patient angibt, zuletzt vor über drei Jahren in Afrika gewesen zu sein, wird eine Malariadiagnostik durchgeführt, welche positiv auf Pl. falciparum ist. Der weitere klinische Verlauf ist unauffällig, die Therapie der unkomplizierten Malaria tropica erfolgt mit Malarone®.
Wegen der ungewöhnlich langen ,,Inkubationszeit“ wurde von uns eine Literaturrecherche durchgeführt. Eine so späte Manifestation einer Malaria tropica ist bis jetzt nur in wenigen Einzelfällen publiziert worden. Es zeigte sich auch, dass in diversen Guidelines bezüglich der Diagnostik der Malaria auf die Möglichkeit einer Rekrudeszenz nach vielen Jahren nur unzureichend hingewiesen wird.
Diskussion
Die Inkubationszeit einer Malaria tropica beträgt im Allgemeinen 8-14 Tage, längere Zeiten kommen insbesondere nach einer (insuffizienten) Malariaprophylaxe vor. Inkubationszeiten von über 2 Monaten sind sehr selten. Monate- und jahrelange Latenzen bis zur Symptomatik sind bei der Malaria tertiana häufig und durch die „Dauerformen“ in der Leber (Hypnozoiten) begründet. Auch bei der Malaria quartana sind Rekrudeszenzen bis zu mehreren Jahrzehnten dokumentiert. Bei der Malaria tropica, deren Erreger keine Hypnozoiten in der Leber bilden, sind Rekrudeszenzen nach Jahren nur in Einzelfällen beschrieben. Publiziert wurde ein Fall, bei dem es erst 9 Jahre nach Verlassen des Endemiegebietes zum Ausbruch der Erkrankung kam.
In manchen Publikationen wird auch von einer „chronic falciparum malaria“ gesprochen. Die typischen Symptome sind, neben einer chronischen Anämie und Thrombopenie, ein Hypersplenismus und bei manchen Patienten auch wiederkehrende Krankheitssymptome wie Fieberschübe, Krankheitsgefühl oder Schüttelfrost, welche jedoch von alleine wieder sistieren. Eine Eigenheit dieser Infektion ist die sehr niedrige Parasitendichte, wodurch die Infektion leicht übersehen werden kann. Hier sind speziell für nicht geübte Laboratorien Antigenschnelltests und PCRs hilfreich.
Offen bleibt, wo sich die Malariaparasiten über Jahre hinweg „verstecken“. Am wahrscheinlichsten hierfür ist eine stetige, sehr niedrige Parasitämie, welche möglicherweise auf eine (fast) erfolgreiche Clearance durch das Immunsystem zurückzuführen ist.
Da eine „versteckte“ Malariainfektion bei Blutspenden risikoreich ist, sind die Kriterien für Spender beim Roten Kreuz klar geregelt:
„Personen, die in einem Malariagebiet geboren oder aufgewachsen sind bzw. sich länger als drei Jahre aufgehalten haben, unterliegen einem permanenten Ausschluss“.
In deutschsprachigen Richtlinien der Malariadiagnostik wird auf die Möglichkeit einer jahrelangen „Inkubationszeit“ einer M. tropica hingewiesen, während dies in angloamerikanischen Guidelines nicht erwähnt wird.
Gründe für einen „Malariarückfall“ |
Reinfektion |
Relapse (Pl. vivax und ovale) |
Rekrudeszenz (Pl. falciparum und malariae) |
Risikofaktoren für eine späte Rekrudeszenz |
Viele frühere Malariainfektionen/Semiimmunität |
Alter |
Sichelzellanämie |
Genetische Faktoren: Mensch - Plasmodium? |
Insuffiziente Behandlung |
Zusammenfassung
Speziell bei Migranten aus einem Malariaendemiegebiet muss noch nach Jahren mit einer Rekrudeszenz einer Malaria tropica
gerechnet werden.
Literatur:
Benjamin P Howden et al, Chronic falciparum malaria causing massive splenomegaly 9 years after leaving an endemic area, Med J Aust 2005; 182 (4): 186-188
Greenwood T et al, Febrile Plasmodium falciparum malaria 4 years after exposure in a man with sickle cell disease. Clin Infect Dis. 2008 Aug 15;47(4):e39-41
Collins WE et al, A retrospective examination of sporozoite- and trophozoite-induced infections with Plasmodium falciparum: development of parasitologic and clinical immunity during primary infection, Am J Trop Med Hyg. 1999 Jul;61(1 Suppl):4-19
Kommentar schreiben